Pressemitteilung des AK NS 2006

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Pressemitteilung des Arbeitskreises „Neuzeitliches Südasien“ innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Asienkunde e.V.

Am 10. Juni 2006 gründete sich in Hamburg der Arbeitskreis „Neuzeitliches Südasien“ innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Asienkunde e.V. Er widmet sich den Belangen von Forschung, Lehre, Organisation, Beratung, Fachinteressenwahrnehmung und Darstellung im Zusammenhang der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem neuzeitlichen Südasien. Der Einsicht folgend, dass die zu berücksichtigenden zeitlichen und räumlichen Dimensionen und die Heterogenität der Region eine adäquate wissenschaftliche Durchdringung durch nur eine Disziplin ausschließen, ist er interdisziplinär.

In Südasien befindet sich das aufstrebende Indien, in dem viele bereits eine Großmacht sehen, die zusammen mit China, Russland und den USA internationale Entwicklungen in diesem Jahrhundert maßgeblich bestimmen wird. Zu den südasiatischen Staaten gehören aber auch Pakistan und Bangladesch, die zwar keine Milliardenbevölkerung wie Indien haben, aber dennoch zu den sehn bevölkerungsreichsten Staaten der Erde zählen; tatsächlich ist ein gutes Viertel der Menschheit in Südasien beheimatet. Vornehmlich, wenn auch nicht nur, in Südasien konzentrieren sich zudem die Anhänger des Hinduismus, der drittgrößten Weltreligion. Aber auch über 30 % aller Muslime der Erde leben hier.

In Südasien grenzen drei Atommächte – China, Indien und Pakistan – aneinander; der Krisenherd Kaschmir befindet sich auf südasiatischem Boden. Indien, das in den letzten Jahren militärisch aufgerüstet hat, betrachtet inzwischen nicht nur den indischen Ozean, für den Transport von Energie und Gütern eines der bedeutendsten Gewässer der Welt, sondern auch den Nahen Osten mit seinen auch für Europa wichtigen Energiereserven als sein natürliches strategisches Umfeld. Sowohl Pakistan als auch Indien expandieren nach Zentralasien, während China versucht, in den Nachbarstaaten Indiens Fuß zu fassen. Zudem haben die Konflikte in Afghanistan, wo auch deutsche Soldaten stationiert sind, größtenteils nicht einen nahöstlichen, sondern einen südasiatischen Hintergrund.

Diese wenigen Beispiele, zu der die inzwischen allgemein bekannte wirtschaftliche Bedeutung der Region hinzukommt, belegen zur Genüge, dass eine einschlägige analytische Beschäftigung mit dieser Region nicht nur im akademisch-wissenschaftlichen, sondern auch im unmittelbaren öffentlichen Interesse liegt. Tatsächlich ist jedoch, wie eine Bestandsaufnahme zur deutschen Südasienforschung von Christian Wagner bereits 2001 feststellte, „eine gegenwartsbezogene Südasienforschung, die im Vergleich zu anderen Regionen diesen Namen verdient, in Deutschland momentan nicht vorhanden“. Das daraus resultierende Wissensdefizit kann gravierende Folgen haben. Der neugegründete Arbeitskreis setzt sich daher unter anderem für eine Änderung dieses Zustandes ein.

V.i.S.d.P.: Sprecherrat des Arbeitskreises „Neuzeitliches Südasien“  innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Asienkunde e.V., 23.6.2006